Interview


mit Dieter Mallach von der
High-End-Manufaktur MalValve

Seit gut zwei Jahrzehnten ist der aus Essen stammende Dieter Mallach der Spezialist für Röhren-High-End. Er baut faszinierende Geräte, die mit einer einzigartigen Musikalität gesegnet sind. Das Fertigungsspektrum umfasst über 20 Röhrengeräte bis hin zu vier magnetostatischen-elektrostatischen Lautsprechern. Ob Verstärker oder Wandler für Phono, CD, Kopfhörer, Lautsprecher, alles wird unter dem Label MalValve angeboten.

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Herr Mallach, wie sind Sie vom Musik-Liebhaber zum Anbieter von HiFi-Geräten geworden?

Ich bin im Jahre 1989 Anbieter von Röhrenvorverstärkern, Röhrenendstufen und elektrostatischen-magnetostatischen Lautsprechern geworden, allerdings mit mehrjährigem Vorlauf. Ich war schon als Jugendlicher High-End-Fan, habe viele Anlagen gehabt und immer wieder versucht, durch neue Geräte und Lautsprecher meine Wiedergabekette zu verbessern. Die größten Unterschiede habe ich bei den Lautsprechern ausgemacht, aber auch bei den Verstärkern relevante Klangdifferenzen festgestellt. Durch Austausch der Wiedergabekomponenten habe ich teils deutliche Klangzugewinne erreicht, teils aber auch Rückschritte hinnehmen müssen. Ich muß hinzufügen, daß ich mich vor allem am Klang akustischer Instrumente und menschlicher Stimmen orientiere. Ich habe viele Konzerte besucht, darunter nicht wenige, die ich unverstärkt genießen durfte. Anfügen darf ich noch, daß ich in erster Linie Jazz-Fan bin, aber auch Rock, Pop und Klassik gern höre. Mir erging und ergeht es wie sicherlich den meisten der Hifi-Fans: es gibt immer noch Verbesserungspotential. Darum habe ich mir gesagt: Warum das nicht mal selber versuchen? Das Ergebnis kennen viele Kunden und Hifi-Liebhaber. Und meine Mitarbeiter und ich sind bemüht, im Streben nach Verbesserung nicht nachzulassen.

„Ein Verstärker, der aussieht wie eine Butterbrotdose, wird heute sicher kaum noch Kunden finden.“

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Wie würden Sie einem Fremden die HiFi- und High-End-Welt schmackhaft machen?

Ich würde ihm zunächst Gesangsaufnahmen vorspielen und ihn fragen, ob er die Wiedergabe als authentisch empfindet. Anschließend würde ich Aufnahmen mit akustischen Instrumenten nachlegen und ihm die gleiche Frage stellen. Ich würde versuchen, die Wiedergabe durch andere Einstellungen oder Wechsel von Geräten oder Lautsprechern seinen Klangvorstellungen nahe zu bringen.

Gibt es technische Besonderheiten, auf die Sie besonders stolz sind?

Das ist eine schwierige Frage. Wir haben uns über die Jahre hinweg immer größtmögliche Mühe mit der Entwicklung und Fertigung gegeben. Natürlich gibt es technische Errungenschaften, die verbesserungsfähig sind. Wir haben stets versucht, den neuesten Stand der Technologie einzubeziehen. In diesem Zusammenhang erwähnenswert sind vielleicht die Produkte, die unsere Mitbewerber nicht anbieten, z.B. unseren Röhrenverstärker für magnetostatische und elektrostatische Kopfhörer, unsere vollsymmetrische Röhrenfrequenzweiche, unseren magnetostatischen Basslautsprecher für geschlossene Gehäuse.

Gab es Dinge in Ihrer Firmenlaufbahn, die nicht so geklappt haben, wie geplant?

Sicher. Ich denke da vor allem an die langen Entwicklungszeiten und Veränderungen unserer Vollröhren-DAConverter und an die unzähligen Prototypen bei der Entwicklung unserer magnetostatischen-elektrostatischen Lautsprecher.

„Wir müssen uns bemühen, die junge Generation zu gewinnen.“

Was tun Sie, um das Vertrauen Ihrer Kunden zu gewinnen und zu erhalten?

Wir haben einen über die Jahre deutlich gewachsenen Kundenstamm. Es gibt Mal Valve-Fans weltweit, obwohl unser Kerngeschäft der deutsche Markt ist. Wir bemühen uns um jeden Händler und um jeden Kunden. Wir suchen die Nähe zu unseren Kunden auf Ausstellungen und Messen und übersenden ihnen Informationen über Neuerungen und Verbesserungen, Magazin-Besprechungen – und vieles mehr.

Höchstes Augenmaß legen HiFi-Liebhaber auf Zubehör, was sollte man beim Thema Lautsprecher-Kabel beachten?

Ein Trend in der Gegenwart sind die allgegenwärtigen MP3-Player, wie würden Sie probieren der iPod-Generation ihre Vision von Audioklang schmackhaft zu machen?

Bei der jungen Generation den Klang und ein Verhältnis zur naturgetreuen Musik aufzubauen, ist sicherlich schwierig. Die meisten Jugendlichen sind in diesem Computerzeitalter nur mit datenreduzierten Aufnahmen konfrontiert. Dennoch: Wir müssen uns bemühen, die junge Generation zu gewinnen. Ich würde versuchen, Jugendlichen zu vermitteln, daß es Musik nicht nur im Mainstream-Bereich gibt. Ich würde für einen Besuch alternativer Konzerte im Jazz oder Klassik-Bereich werben wollen. Vielleicht erschließt sich ihnen dann irgendwann, daß es ein Klangerlebnis jenseits des MP3-Players gibt.
<>br> Die Musikbranche verzeichnet seit mehreren Jahren rückläufige Zahlen, wie ist das in ihrem Bereich?

Ich kann hier nur für uns sprechen. Die Umsätze sind gegenüber den Vorjahren leicht positiv. Wir bemühen uns, hier eine Verbesserung zu erreichen, und zwar durch neue Produkte, verstärkte Messepräsenz und Ausbau unseres Exports.
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Was bedeutet das Prädikat “Made in Germany” für Sie, hat das in ihrem Segment eine besondere Bedeutung?

Die Produkt-Herkunft spielt auf dem deutschen Markt schon eine Rolle, aber nicht überwiegend. Vielfach orientieren sich die Käufer eher am Preis als an der Qualität der Produkte. Beim Export sehe ich “Made in Germany” schon als hilfreich an.

Welche HiFi oder High-End-Neuerung möchten Sie in nächster Zukunft produzieren?

Im Moment entwickeln wir als Vollröhrengeräte einen Verstärker für alle Kopfhörer einschließlich elektrostatischer, einen Endverstärker mit großen Senderröhren und einen Equalizer/Klangcontroller.

„Je besser Verstärker und Lautsprecher sind, desto eher ist eine realitätsnahe Wiedergabe möglich.“

Wie lässt sich aus Ihrer Sicht im heimischen Wohnzimmer ein klangliches Erlebnis in der Art eines Konzerthauses umsetzen, welche Geräte würden Sie hierzu empfehlen?

Den Konzertsaal, gerade in der Klassik, kann man nicht 1:1 im Wohnraum umsetzen. Aber bei kleineren Besetzungen kann man schon eine adäquate Umsetzung erreichen. Für die Anlage im heimischen Wohnraum spricht auch, das kaum ein Konzertbesucher einen klanglich optimalen Sitzplatz hat und die meisten Konzerte auf elektronische Verstärkung angewiesen sind. Die Qualität der Elektronik und die der Lautsprecher lassen im Konzertsaal oft zu wünschen übrig. Hier kann man im Wohnraum wieder mehr punkten. Je besser Verstärker und Lautsprecher sind, desto eher ist eine realitätsnahe Wiedergabe möglich.

Was bevorzugen Sie: CD-Player oder Plattenspieler?

So pauschal kann man das nicht sagen. Gerade in der Frühphase der CD-Überspielung war die Technik nicht sonderlich ausgereift. Vor allem mangelte es an adäquaten AD-Convertern und überwiegend auch an der Sorgfalt der Überspielungen. Viele Aufnahmen aus dieser Ära sind kaum genießbar und nicht zu empfehlen. Die 24Bit-Technik hat da mehr klangliche Möglichkeiten gebracht. Außerdem scheinen mir die Qualitätsbemühungen der Tontechniker gestiegen zu sein. Aber auch heute lässt die Überspieltechnik häufig zu wünschen übrig, das Motto lautet in etwa: “Trotz x-tem Remastering hat der Bassist gerade seinen freien Tag und der Schlagzeuger ist im Nebenraum.” Aber die Überspieldefizite gelten nicht nur für die CD, sondern auch für die Schallplatte. Die Zeiten der rein analogen Studiotechnik sind lange vorbei, und so muss auch die Schallplatte mit digitalen Zwischenstationen vorlieb nehmen. Aber selbst bei reinen Analog-Überspielungen war und ist optimale Qualität nicht garantiert. Deshalb kommt es mehr auf die Qualität der Überspielungen an als auf die Quellenwahl. Optimales Equipment vorausgesetzt, sehe ich Schallplatte und CD etwa gleichauf. Bei niedrigpreisigem Equipment sehe ich die Schallplatte im Vorteil.

Welches Equipment würden Sie einem Liebhaber klassischer Musik empfehlen, und welche Gerätschaften eher einem Rock-Fan?

Es kommt auf den Anspruch an. Ich bin auch bei meinen Rock-Scheiben sehr klangbewußt. Leider sind gute Überspielungen in diesem Genre eher selten. Da sieht es beim Jazz deutlich besser aus. Selbst ältere Aufnahmen liegen oftmals in guter bis ausgezeichneter Qualität vor. Bei der Klassik gibt es leider wieder Abstriche, aber insgesamt gibt es schon ein höheres Klangniveau als beim Rock. Ich sehe bei den Verstärkern keinen großen Unterschied. Jeder gute Verstärker sollte mit allen Musikrichtungen gleichermaßen umgehen können. Bei den Lautsprechern kommt es mehr auf die Musikwahl an, aber gerade hier hat jeder eine andere Meinung. Ich würde einen Lautsprecher für alle Musikrichtungen wählen. Wir haben uns bemüht, dieses Ziel zu erreichen.

High-End-Produkte sind erstklassig und verlangen dafür auch einen entsprechenden Preis. Gibt es auch Gerätschaften für den kleineren Geldbeutel, die Sie empfehlen können?

Sicher gibt es auch im Bereich 2.000 bis 4.000 Euro gute Einsteiger-Sets. Man muss sich nicht gleich mit dem fünfstelligen Bereich anfreunden. Eine sehr gute Preis- und Qualitätsrelation haben für mich Kopfhörer und adäquate Verstärker.

Fotografie: Lukas Kinner
Interview: Thorsten Strozik

MalValve
Dieter Mallach

Towersgarten 11
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